Lifestyle SelvaVida

Fast einen Monat verweile ich nun schon in den Cabañas de Selvavida.
Um euch hier ein besseres Bild von diesem meinem Leben zu verschaffen, zuerst nochmal zur Unterbringung und Umgebung.
Die nächstgrößere Stadt ist Macas - das ist unsere Anlaufstelle Nr.1, wenn wir Kontakt zur Aussenwelt möchten, Besorgungen treffen müssen, oder weiterreisen.
Von dort fährt man mit dem Bus zwei bis drei Stunden in den Osten, immer geradeaus.
Diese  holprige Straße ist auch der einzige Weg, um zu unserem Projekt zu gelangen.
Bei der Busfahrt sollte man dann gerade kurz vorm Ankommen wachsam bleiben, denn da keine Bushaltestellen existieren, muss man beim Anblick hiervon

dem Busfahrer Bescheid geben und aussteigen.
Nun geht es noch einige Minuten auf einer Art Trampelpfad durch den Wald bergab (Achtung, steil  und rutschig) und dann erblickt man auch schon das Areal, das Cesar erst vor drei Jahren aufgebaut hat.

Zu den sieben aktuellen  Hütten (ein Klohäuschen, eine Küche/Aufenthaltsraum, die Wohnhütte von Cesar, Lucy und Tunti, drei kleine und ein großes Freiwilligenhaus) kam nun auch noch die Nummer acht dazu, bei deren Aufbau wir mit anpacken durften:
Ein Hängemattenhaus, zu dessen perfekter Vollendung lediglich noch die Hängematten fehlen - danach wird das sicherlich mein Freizeithauptaufenthaltsort!

Für den ganz besonderen Charme dieser Casa Bonita, wie das Haus schon liebevoll getauft wurde, sorgt mitunter der fenomenale Ausblick auf den großen Río Macuma, in dem wir baden und fischen und der in einen breiten Felsstrand gebettet ist - perfekt, um an sonnigen Tagen Kleider trocken werden zu lassen.

Der kleinere Zufluss des Río Macuma trägt den Namen Río Colorado, grenzt ebenfalls an unser Wohngrundstück an und dient uns als Geschirrspüler, Waschmaschine und Trinkwasserlieferant.
Letzteres muss vor dem Genuss allerdings noch mit Chlor versetzt oder durch einen Wasserfilter gedrückt werden.

Außer der eben beschriebenen Fläche zählen zu Cesars Besitz noch weitere stolze ca. 25 Hektar Dschungel im Umkreis, in denen zum Beispiel die Jagd stattfindet oder aus denen Baumaterialien bezogen werden.

 

Mein eigenes kleines Revier war hier zunächst der obere Stock des zweistöckigen Hauses, in dessen Dach allerdings Fledermäuse ihr Unwesen trieben.
Die Zahl der nachtaktiven (harmlosen aber für viel Dreck sorgenden) Blutsauger konnte durch einen beherzten Eingriff von Cesar als Kammerjäger zwar herabgesetzt werden, noch wohnen ein paar der Viecher jedoch im Dach.
Deshalb bin ich schließlich nach unten gezogen, wo ich mich jetzt sehr wohlfühle - dennoch werde ich nach der Ausbesserung des noch nicht ganz regenresistenten Dachs in eine andere leerstehende Hütte ziehen, da diese offener ist und deshalb tagsüber von Licht durchflutet wird.

 

Nun noch ein paar Worte zu meinen menschlichen Mitbewohnern:
An Mitfreiwilligen gibt es neben Jacob, der das ganze Jahr auf die selbe Weise mit weltwaerts hier ist wie ich, momentan noch den Franzosen Billy, der für sehr lustige Stimmung sorgt und bis November bleibt - mal sehen, wer danach alles so zu uns stößt!
Dauerhaft wohnt hier natürlich noch die den Shuar angehörende Familie - Cesar, Lucy und Tunti.
Ich muss wirklich sagen, dass ich es mit diesen drei kaum hätte besser treffen können, da sie uns direkt herzlich in die Familie eingeschlossen haben und uns beinahe gänzlich als Familienmitglieder behandeln. Die Ausnahme der völligen Integration bildet hierbei die Tatsache, dass wir Freiwilligen als Frühstück Pfannkuchen statt Fischsuppe erhalten, aber das ist schon okey. ;)
Generell verbringen wir relativ viel Zeit miteinander:
Bei der nachmittäglichen Arbeit, der gemeinsamen Einnahme der Mahlzeiten, bei deren Zubereitung wir auch oft mithelfen, und besonders am Ende eines Tages, wenn Cesar die spannendsten (wahren) Geschichten zu erzählen weiß und Lucy liebend gerne Karten spielt. Der kleine Tuntiak mischt
überall mit.

Auch ansonsten bin ich den ganzen Tag doch relativ beschäftigt. Unter der Woche gehe ich zuerst eventuell eine Runde laufen und frühstücke dann nach einem äußerst erfrischenden Flussbad um 7 Uhr. Anschließend geht es mit dem Bus, der zwischen 8 und 9 Uhr kommt, in die Schule - doch darüber berichte ich ein anderes Mal.
Am Nachmittag ist es ganz unterschiedlich - häufig helfen wir Cesar bei der Arbeit und an manchen Tagen heißt es descansar, also ausruhen.
Diese Zeit nutze ich dann, um zum Beispiel Klamotten zu waschen, bereite Unterricht vor, lasse mich von Mosquitos zerstechen, oder gehe Beschäftigungen nach wie lesen, schreiben, schnitzen, oder Armbändchen knüpfen - man wird hier kreativ!

Ab und zu gehen wir auch angeln, was für mich sogar mit zu den Highlights zählt.
Denn es gibt kaum einen besseren Moment, als dieser, in dem das Abendessen am Haken baumelt!
Die Angeln haben wir zusammen mit Cesar aus einem langen Stock, Angelschnur und Haken angefertigt, einfach aber wirksam.
Bevor wir bei Dämmerung starten, holen wir mit der Machete Regenwürmer aus der Erde, klettern zur geeigneten Stelle am großen Fluss, und los geht´s.
Meine Erfolgsquote liegt bis jetzt bei zwischen null und fünf Fischen, und das Ausnehmen hinterher kann ich inzwischen auch übernehmen.

Abends nach dem Essen, Gesprächen und eventuell Spielen geht es dann eigentlich spätestens um 9 Uhr schlafen - der Dschungel mit seinem Klima und der frühen Dunkelheit macht todmüde.

 

Ich kann ganz allgemein zufrieden feststellen, dass mir außer bei langen Buswartezeiten selten langweilig wird - die Tage verfliegen seltsamerweise rasant.

Mir ist klar, dass es wahrscheinlich schwerfällt, sich das alles hier vorzustellen, so ging es mir vorher auch.
Aber ich würde sagen, das Feeling, das im Lifestyle SelvaVida oft aufkommt, erinnert stark an das Feeling beim Camping - bloß mit den Unterschieden, dass sich hier alles in ziemlich faszinierender, manchmal etwas angsteinflößender, aber generell wunderschöner Dschungelnatur abspielt, und dass ich diesen Lifestyle nicht wie bei einem Campingtrip bloß wenige Wochen, sondern ein ganzes Jahr erleben und genießen darf.

 

Falls mich jemand in diesem Jahr über den Postweg erreichen möchte, kann er oder sie es gerne unter dieser Adresse versuchen:

 

Maja Peer
Correo-Central Macas
Morona Santiago
Ecuador
Sudamerica

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Kommentare: 10
  • #1

    Reiselust (Samstag, 30 September 2017 23:28)

    Hallo Maja,
    ich finde deinen Blog und dein Projekt richtig toll.
    Ich habe vor ein paar Wochen meine eigene Seite entworfen und ich würde gerne so einen "weiterlese Button" einfügen.

    Wie hast du das gemacht?

  • #2

    Erika und Walter (Sonntag, 01 Oktober 2017 08:22)

    Eine prima Lektüre am Sonntag, besten Dank und noch viele, schöne Erlebnisse, wir freuen uns schon auf neue Nachrichten und Bilder, alles Gute Erika und Walter.

  • #3

    Anne & Stanley (Sonntag, 01 Oktober 2017 13:22)

    Liebe Maja, das klingt ja mal wieder wouw!!! Fische angeln und ausnehmen... puh, auch ich habe das erst in Spanien gelernt. Was esst ihr denn an Fleisch, also jagt ihr das dann selbst im Dschungel? Und das Flusswasser, ist das kalt? Also so zum Aufwachen ist das bestimmt gut, da mal reinzutauchen.
    Ich freue mich so sehr, dass es dir dort so gut geht! besitos und abrazos de nuestra parte, Anne & Stanley

  • #4

    Mama (Mittwoch, 04 Oktober 2017 14:25)

    Meine liebe Maja, wie schön es ist immer wieder von dir zu lesen und zu hören! Jeder ist begeistert von deinen Berichten, du schreibst so toll und bildlich, dass man es fast immer miterleben kann, obwohl es sich dann live ja nochmal ganz anders anfühlt. Ich bin echt stolz auf meine "Kleine" und wünsche dir weiterhin viele tolle Erlebnisse und liebevolle Menschen die dein Leben dort begleiten!
    Einen dicken Kuss, hab dich lieb! Deine Mama ♥

  • #5

    Moritz (Mittwoch, 04 Oktober 2017 22:22)

    Wahnsinn, viel Spaß noch und genieß es :)

  • #6

    Maja (Montag, 09 Oktober 2017 04:46)

    Danke! :)

    #Reiselust: Ganz genau kann ich das leider nicht mehr sagen, aber auf jeden Fall war das irgendwo unter den Einstellunge für die Blogeinträge.

    #Anne: Fleisch gabs bis jetzt eher kaum, und das mit dem Jagen macht Cesar, aber sehr selten nur.
    Und ja, der Fluss ist kalt aber tut sehr gut, besonders wenn es wieder richtig heiß ist! :)

  • #7

    Gigi (Donnerstag, 19 Oktober 2017 18:55)

    Hallo liebe Maja,

    toller Blog mit tollen Bildern.
    Wir vom Miltenbecherteam würden uns ein Bild vom Miltenbecher im Dschungel wünschen...

    Liebe Grüße von deiner ehemaligen Schule

  • #8

    Oma (Samstag, 21 Oktober 2017 14:40)

    g anz toll,was dualles erlebst, Dass du uns so informierst, finden Opa u d ich wunderbar, Wirhoffen es geht dir nach wie vor bestens. !
    Wirhaben dich lieb, bleib weiterhin so fröhlikch un d grüß deine Familie (in spe) auch von uns Opa,Oma.

  • #9

    seks telefony (Dienstag, 31 Oktober 2017 15:29)

    włosówka

  • #10

    sex telefon 24h (Freitag, 17 November 2017 15:21)

    podjeżdżając

Rückflug am 25.08.18

Hier lebe ich die meiste Zeit
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